Deutscher Soldatenfriedhof unterm Baumgärtel

Bei einem Spaziergang auf dem Baumgärtel kommt es uns nicht in den Sinn, daß noch vor einigen zig Jahren hier ein deutscher Soldatenfriedhof war. Es lohnt, gleich hier an dieser Stelle Teile aus der deutschen Monografie von Kamitz, aus der Feder des Bielitzers Alois Kremsa einzuflechten, wo das Thema dieses Friedhofs, seiner Anlage, des Aufbaues, seines Funktionierens und der Vernichtung berührt wurde: (?)

Die seinerzeitige Führung der Streitkräfte des Reiches suchte einen würdigen Ort für einen Friedhof, wo alle ihre deutschen Soldaten, die im September-Feldzug gefallen waren und deren Gräber bislang im Gelände verstreut waren, den Ort ihrer letzten Ruhe finden sollten. Man entschied sich für eine besonders schöne Stelle, die am Hang des Baumgärtels liegt, und die drei Bauern aus der Oberohlisch gehörte, Georg Jenkner (Nr,6), Georg Piesch (Nr.5) und Andreas Piesch (Nr.9). Im Jahr 1943 erfolgt der Ausbau der ganzen Anlage.

Die Exhumierung der Wehrmachtsoldaten, die an vielen Stellen des Südabschnitts der Front zwischen Teschen und Lemberg beerdigt waren, fand in den Jahren 1940-1944 statt. Die Beerdigungen erfolgten in Holzsärgen und Metallsärgen mit militärischem Zeremoniell. Holzkreuze auf den Gräbern wurden 1942 durch steinerne ersetzt. Man versah sie mit Vornamen und Familiennamen des Gefallenen, dem Namen der Einheit sowie dem Ort der ursprünglichen Beisetzung. Die Kreuze wurden in der Werkstatt des Baumeisters Andreas Walczok in Bielitz aus Steinen, die in den Steinbrüchen Kozy und Straconka gebrochen wurden, hergestellt. Die Gestaltung des Friedhofes nach architektonischen und baulichten Gesichtspunkten wurde der Firma Karl Korn in Bielitz anvertraut. Die Pflege des Friedhofs führte die Gärtnerei Stanislaus Schauer in Biala bis zum Einmarsch der Sowjetarmee durch.

Der 7 m hohe Obelisk mit dem Adler des 3.Reiches im oberen Teil des Friedhofs sowie das Eingangstor aus Bruchsteinen wurden 1945 von den Russen gesprengt. Das 5 m lange Mittelstück des Obelisken liegt bis heute hinter der Umzäunung (Anm. des Übersetzers, um 1995).

Nach 1950 wurden die Grabkreuze beschädigt und der Friedhof vernachlässigt. Vom Frühling bis in den Herbst weideten dort Kühe, Ziegen und Schafe, für die Dorfkinder war es ein Spielplatz. Gegen Ende der 60er des 20. Jh. verschwanden wie auf Befehl sämtliche Grabmale und gut erkennbare Grabhügel machte man dem Boden gleich. Von der schönen Architektur des Friedhofs kann man heute noch einen Rest der Umzäunung aus Naturstein auf der höchsten Terrasse 5 sowie das Mittelstück des Obelisken vorfinden. Alle anderen Teile: Steinstufen zwischen den 5 Terrassen, Einfassungen der Grabfelder, Gräber und Terrassen wurden entfernt.

1980 gaben die Behörden die Erlaubnis zum Bau eines Campingplatzes auf den Terrassen 1,2 und 3. Die Terrassen 4 und 5 im oberen Abschnitt blieben ein namenloser Friedhof, wild mit Gras und Gesträuch verwachsen. Das im Betonsockel verankerte Drahtgestrüpp der Umzäunung wurde an dieser Stelle entfernt, bestimmt gezielt gewollt, damit der Friedhof gänzlich in der Umgebung verschwindet. Die drei Eingangstore des Friedhofs führen heute auf den Campingplatz. Der seinerzeit gepflanzte Lebensbaum auf den Gräbern wuchs ungepflegt zur Höhe von 15 m heran. Zwischen den Terrassen und den Friedhofsfeldern wuchern Haselsträucher und Gebüsch.

Ein Einheimischer, Sachkenner, Bielitzer [Förster im Zigeunerwald, Ing. Franz Jężak (Anm. des Übers,)] schätzt aufgrund mündlicher Aussagen die Zahl der Gräber auf mehr als 3 Tausend.

Die deutschen Offiziere sprachen 1940 mit Georg Piesch über ein Vorhaben für 3 Tsd. Gräber, das 1942 auf 4 Tsd. Beerdigungsstellen vergrößert wurde. Genaue Daten hat niemand. (...) In den 90ern des 20. Jh. bemühte sich die deutsche Seite zuerst um einen Wiederaufbau des Friedhofs. Schließlich gab man es auf, stattdessen führte man 1997-1998 eine Exhumierung der Gräber teilweise durch und überführte die sterblichen Überreste auf den deutschen Soldatenfriedhof in Siemianowice (Laurahütte) [siehe die Abbildung].

Quelle: Alois Kremsa, Kamitz, das deutsche Dorf der Sprachinsel Bielitz-Biala am Rand der Schlesischen Beskiden. Braunschweig 1995, s. 371-373.

Übersetzung und Zubereitung: Piotr Kenig

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Mein Vorschlag für Änderung und Zusätze: Niemiecki cmentarz wojskowy pod Dębowcem Data: (Einfügungstag) 2009-01-30 Autor: nie zarejestrowany (nicht registrierter Autor) ~Jack (der Schreiber des folgenden Artikels)

Ich danke Herrn Piotr für die Auffrischung des Themas Friedhof unterm Baumgärtel und möchte meine Gedanken zu diesem Thema hinzufügen. Nach der Matura (Reifeprüfung) im Gymnasium .Żeromskiego ging ich nach Gleiwitz zum Studium. Beim Besuch der Heimat in den Jahren 1969 ? 1975 ging ich vom Zigeunerwald durch die Ohlisch zum Baumgärtel. Den Parkplatz gab es damals noch nicht. Ich ging westwärts aufwärts und man ging da entlang eines steinernen Mäuerchens hinter welchem sich Terrassen mit Gräbern befanden. Auf zwei Terrassen waren damals steinerne Kreuze mit Namen und Hakenkreuz. Anfangs der Siebziger bemerkte ich bei einem weiteren Besuch an allen Kreuzen abgeschlagene Kreuzarme. Das Bild der Verwüstung und Zerstörung machte auf mich einen erschütternden Eindruck. Trotz der antihitlerischen Erziehung des damaligen Direktors im (Z.M.) Lyzeum. Bei einem weiteren Aufenthalt waren die abgeschlagenen Sockel der Kreuze und die Reste der Kreuzarme schon entfernt. Vor dem Eingang der niedersten Terrasse standen noch zwei Pfeiler des steinernen Eingangstores. Und wem waren diese Gräber im Wege??? Ab diesem Ereignis verifizierte ich mein Weltbild. Und die Eröffnung eines Campingplatzes an dieser Stelle treibt die INTOLERANZ und das Fehlen von Menschlichkeit völlig auf die Spitze. Ich fragte mich sogar, ob das nicht nur ein symbolischer Soldatenfriedhof war, zumal man so mit menschlichen Überresten in den Gräbern so umgegangen ist. Aber es zeigt sich, daß dort wirklich Verstorbene lagen. Danke dafür, daß daran erinnert wird..

Polnischen Artikel übersetz: A.Kremsa, Braunschweig 24.2.2009
 


Alois Kremsa
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