Straßenbahnen in Bielitz

Bielsko-Biała kann stolz darauf sein, daß 76 Jahre lang in der Stadt Straßenbahnen fuhren. Leider wurden sie in den 70er Jahren des vorigen Jh. liquidiert. Die elektrische Straßenbahn gab es in Bielitz schon früher als in Warschau, Krakau, ja sogar in Wien. Bielitz war die dritte Stadt auf polnischem Gebiet, wo Straßenbahnen entstanden (nach Breslau und Lemberg).
Zum Ende des 19. Jh. entwickelte sich die Stadt Bielitz
immer schneller zum Industriezentrum in der Österr.-Ungarischen Monarchie. Mit über 14 Tausend Einwohnern hatte sie jedoch noch keinen organisierten öffentlichen Verkehr.
1884 kam in Bielitz die Idee auf, eine Linie der elektrischen Straßenbahn einzurichten. Die Idee war sehr gut aber ihr stand das Fehlen eines eigenen Elektrizitätswerks, das den Fahrbetrieb mit Strom versorgen würde, im Wege. Trotz der damals erfolglos beendeten Besprechungen kam man auf das Thema der Straßenbahnen in den städtischen Gremien und in den Zeitungspalten immer wieder zurück.
1891 wurde die Überlegung, in der Stadt die Elektrizität einzuführen, zur Tatsache. Auf der Saybuscher Vorstadt entstand das dritte städtische Elektrizi-tätswerk auf polnischen Boden, und das erste im (damals) österreichischen Besatzungsgebiet. Es wurde 1893 in Betrieb genommen. Dieses Ereignis war ein Verdienst der „Internationalen Elektricitätsgesellschaft“ in Wien, mit der Bielitz einen Vertrag über eine „Stadtbeleuchtung und andere Vorhaben“ unterzeichnet hatte.
Gleich nach diesem Ereignis trat man erneut mit dem Plan einer Straßenbahnlinie Bahnhof – Zigeunerwald auf.
Das bielitzer Landratsamt erklärte sich am 2. November 1893 mit dem Plan einverstanden und mehr als einen Monat später auch der Stadtrat. Leider erklärte der Rat bei der Erlaubniserteilung gleichzeitig, daß er das Projekt nicht finanzieren wird und schlug die Bildung einer entsprechenden Aktiengesellschaft vor.
Es begannen die Planungsarbeiten und die finanziellen Schritte wurden eingeleitet.
Im Frühjahr 1884 wurde ein Aktionärkommite der Lokalen Eisenbahn gebildet, dessen Vorsitzender Alois Bernaczik wurde. Im gleichen Jahr wurden die Planungen abgeschlossen und gleichzeitig ein Beschluß über die Feststellung des Einverständnisses mit dem Verlauf der Straßenbahntrasse gefasst. Einziges Problem war die Begradigung eines Teilstücks der heutigen Bleichstraße, aber auch das wurde geschafft. Anfang 1885, genau am 7.2., schloß die Stadt-gemeinde Bielitz mit Bernaczik einen Vertrag über die Elektrische Bahn. Dieser enthielt Vorschriften über das System des Straßenbahnverkehrs in Bielitz. Es begann der Bau, alle Ausschreibungen wurden erledigt, und das Handelsmini-sterium gab die Konzession zum Bau und Betrieb der elektrisch angetriebenen Schmalspurstraßenbahnstrecke Bielitz – Zigeunerwald.
Die Straßenbahnlinie in Bielitz wäre nicht ohne die Aktionäre eingerichtet worden, von denen ¾ die Deutschen waren (Gerade sie besaßen damals das meiste Kapital). Die Juden waren ¼ und nur einer war Pole. Aus diesem Grund hatten das Sagen über die Straßenbahnen über einen langen Zeitraum die Deutschen, erst gegen Ende der 30er Jahre lösten die Polen sie ab.
Die erste Probefahrt war am 23. Oktober 1895. Sie verlief sehr vorsichtig behutsam, weshalb erst fast einen Monat später eine Kommission die Strecke abgenommen hat. Einen Tag danach, also am 11. Dezember 1895 begann der normale Straßenbahnbetrieb. Somit betrachtet man dieses Datum als den Anfang der Geschichte des Stadtverkehrs in Bielitz. Bielitz war die dritte Stadt nach Breslau und Lemberg, in der man eine elektrische Straßenbahn einge-richtet hat. Es ist zu bemerken, daß selbst in der Monarchie-Hauptstadt Wien erst drei Jahre später als in unserer Stadt Straßenbahnen auftauchten.
Die Popularität von Straßenbahnen wuchs von Jahr zu Jahr. Ihr Vorhandensein wurde sozusagen ein unabdingbares Element in der Stadtdurchfahrt. Bei den Bürgern war sie einfach die „Tramway“ oder die „Elektrische“.
Wegen des gewaltigen Erfolgs mit der Straßenbahn in Bielitz wünschte sich das benachbarte Biala auch eine solche. Die vorgelegten Pläne wurden jedoch wegen der riesigen Enge, die im Stadtzentrum von Biala herrschte, verworfen. Erst Nach mehr als fünfzig Jahren, nach Entstehen der ersten Straßenbahn-strecke in Bielitz baute man dort eine „Abzweigung“„ die entlang der Straße des 3. September (ul. Jagiellonska) in Richtung Schießhausstraße verlief. Zur Zeit des 1.Weltkriegs wuchs der Straßenbahnverkehr in der Stadt enorm an. Das hing zweifellos mit der Menge neuer Bewohner zusammen, die sich auf dem Gebiet von Bielitz ansiedelten und mit dem Tourismus, der sich nicht verminderte, sondern anwuchs. Leider erfasste die allgemeine Wirtschaftskrise auch den Verkehr in Bielitz-Biala, der damals bedeutend eingeschränkt wurde, und die Zahl der ihn benutzenden Leute sank bedeutend. Außerdem begannen die Stadtbehörden, die sich mit dem Verkehr beschäftigende Gesellschaft wegen der Zerstörung der Straßen und wegen ihrer Nichterneuerung zu kritisieren. Eine neue dynamische Entwicklung begann dann 1936.
Der 2. Weltkrieg unterbrach die Aktivitäten im Stadtverkehr von Bielitz nicht, aber sie wurden auf die deutsche Verwaltung übertragen. Im Krieg fuhren die Straßenbahnen nicht auf allen Strecken weil polnische Einheiten den Eisenbahn-tunnel in der Innenstadt 1939 gesprengt hatten. Man betrachtet den Gipfel der Popularität der Straßenbahn in 1941, wo mehr als 3 Millionen Fahrgäste befördert wurden.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges ging der Stadtverkehr wieder in polnische Verwaltung über. 1949 wurde ein Plan für den Ausbau der damaligen Straßen-bahnlinie vorgestellt. Man nahm das Errichten neuer Strecken in Erwähnung: Bahnhof – Alexanderfeld sowie Kamitz – Szczyrk, Schleife Alexanderfeld – ul. Michalowicza, Saybuscher Straße – Straconka, Kamitz – Talstation auf die Kamitzer Platte. Die Planungen wurden jedoch nur in einem einzigen Teil realisiert: Bahnhof – Alexanderfeld. Im Juli 1950 wurde ein Kohlenstück ins Fundament der neuen Strecke versenkt. Die Linie wurde in typisch sozialisti-scher Manier gebaut, mit Hilfe tausender Bielitzer. Die eingesetzten Baubrigaden wurden gebildet aus Arbeitern der Industriebetriebe, Schülern der Mittelschulen und ZMP sowie Mitgliedern von gesellschaftlich-politischen Organisationen. Die Arbeit dauerte ein Jahr und die feierliche Eröffnung der zweiten Straßenbahn-linie war am 2. Juli 1951.
In der 2. Hälfte des 20. Jh. Begann leider wegen der immer schlechteren Qualität der Straßenbahnwagen eine Krise. Der wachsende Bus- und Auto-verkehr wurde für die Straßenbahnen immer störender, deshalb begann man an eine gänzliche Abschaffung dieses Tramverkehrs nachzudenken. Gegen Ende der 60er Jahre begann man in vielen Städten wegen des anwachsenden Auto-verkehrs die Straßenbahnen abzuschaffen. Trotz des Widerstandes der Bielitzer stellte man im November 1970 in Bielitz die erste Straßenbahnlinie still. Nach einem halben Jahr verkehrten anstatt von Straßenbahnen nur noch Stadtauto-busse. Am 30 April 1971 fuhr dann die letzte Straßenbahn.
Um 22,30 Uhr fuhr der Fahrer in eine Abzweigung, wo die Verladung der Wagen stattfand, die danach nach Lodsch abtransportiert wurden. Im Austausch dafür bekam Bielitz Autobusse. So endete nach genau 76 Jahren die Geschichte der bielitzer Straßenbahnen.
Seit damals verstummten die Gespräche über die Straßenbahn.
Erst 1992 kamen Liebhaber dieses Verkehrsmittels auf die Idee, einen Fahrbetrieb auf der Schiene aufzunehmen. Im Zusammenhang damit beschloss man eine Organisation zu gründen, die nicht nur den Bau einer solchen Strecke propagieren, sondern auch Kenntnisse über die „Elektrische“ vor dem Krieg sammeln soll. 1994 hatte die Organisation namens ‚Bielitzer Straßenbahn-Gesellschaft‘ (BTT) schon an die 100 Mitglieder. Eine der allerwichtigsten Handlungen von BTT war das Sammeln von 9 Straßenbahnwagen, von welchen der älteste gerade 110 Jahre alt war. Und gerade jetzt bekam BTT auch die Zusage für ein Gelände, auf dem schon alte Straßenbahnwagen abgestellt sind. Einige davon werden der Stadt Bielsko-Biala übergeben, einen wird das Kollegium der Technischen- und Handelsschulen betreuen, indessen kommen die restlichen in die Hände von Personen und Institutionen in anderen Städten von Polen und in der Tschechei.

Die Namen der ersten sechs Motorfahrer von der bielitzer Straßenbahn: Georg Jenkner, Josef Menarski, Josef Stopka, Paul Lanz, Anton Szypula und Jakob Kriebelt.

Eine beispielsweise Anzahl der Fahrgäste, die den Straßenbahnverkehr nutzten: 1896 - 300 000, 1899 - 390 681, 1911 - 817 586, 1913 - 809 867, 1915 - 743 007, 1918 - 1 094 878, 1919 - 2 197 206
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Kommentare im Portal BESKIDIA.PL:

Tramwaje w Bielsku-Białej. Datum: 2008-09-24 Autor: Anonim
Wie denken sie über die Wiedereinführung des Tramwayverkehrs in Bielitz-Biala? Den Fahrzeugpark könnte man nach den in Krakau fahrenden „Bombar-dierki“ oder nach den in Bromberg gebauten PEDA einrichten. Schienen 1425 mm, denn 1000 mm baut man wohl nicht mehr. Die Strecke zweigleisig. Für den guten Anfang 3 Linien, später könnte man an den Weiterausbau denken: - Kamitzer Platte, al. Armii Krajowej, Bleichstraße, Schloßgraben, 3 Maja, Hauptbahnhof, Warszawska, Koniczynka (Handelspark, der auf dem jetzigen Gebiet von Tesco entsteht) - ATH, Bistraier Str., Partyzantów, Zamkowa, 3 Maja, Hauptbhf, Str. des 3. September, Hulanka (beim Klausner), Kaiserstr., Os. Wojska Polskiego, Os. Polskich Skrzydeł - Os. Karpackie, al. Andersa, Hulanka, Piastowska, Hauptbhf., 3 Maja, Stadtberg, Stojałowskiego (Augasse), Żywiecka (Saybuscher Str.), Os. Złote Łany (Siedlung Goldflur), Os. Langiewicza. (OS = osiedle = Siedlung).

Tramwaje w Bielsku Datum: 2009-02-17 Autor: Jack
Alle, die mehr dazu erfahren wollen, verweise ich auf den besonderen Artikel vom Muzeum Okręgowe (Kreismuseum) und Urząd Miejski w B-B. Autor: Jerzy Polak, Titel: "Historia Bielskiego Tramwaju (1845-1945), von 1998. Der Artikel enthält die Geschichte zum Thema mit Text, Bildern, Landkarten, Zeichnungen und sogar Fahrkartenabdrucken. Ein prächtiges Buch!! Als Ergänzung dazu, bis zur Abschaffung der Straßenbahn."100 Lat Komunikacji Miejskiej w Bielsku-Białej" Geschichtsabriss vom selben Autor aus 1995 Diese Nachricht gehört eigentlich in den Grundtext über die Straßenbahn in Bielitz. Ich grüße.

Stare tranwaje (Alte Tramways) Datum: 2009-07-07 Autor: unregistriert ~Łukasz
Man könnte z.B. zumindest eine Strecke ab dem Rathaus durch die Hauptstraße zum Hauptbahnhof errichten. Am besten wäre dazu ein sehr altes Bähnle. Das wäre keine schlechte Touristenatraktion. Es könnte nur in den Stunden des Hauptverkehrs und in den Abendstunden am Weekend kursieren. Gern würde ich damit fahren.

Stare tramwaje - co z nimi można zrobić?
Was kann man mit den alten Staßenbahnen anfangen?
Datum: 2009-12-19 Autor: unregistriert ~Ryszard M.
Wenn man Straßenbahnen auch nicht in ihrer damaligen Gestalt betreiben kann (ich kann mir irgendwie eine Kreuzung beim Bahnhof mit dem zusätzlichen Wirrwarr durch Gleise und Straßenbahnwagen nicht vorstellen) oder wäre es nicht eine gute Idee, einen Tramwagen (nach seiner Erneuerung) an einem wichtigen Ort aufzustellen – sei es beim Schloß am Ende von Pigalle (Cafe Bauer) oder beim Bahnhof, am Rathaus im Park und vielleicht auf dem Gustav Josephy Platz? Das könnte eine Visitenkarte früheren Glanzes sein, versehen auch mit einer geeigneten Beschreibung, Tafeln mit der Geschichte des Straßenbahnverkehrs in Bielitz-Biala. Vorstelllungen könnte man dazu viele haben.

Tramways Datum: 2009-12-21 Autor: beskidia
Bestimmt werden beim Bahnhof wohl niemals mehr Straßenbahnen fahren. Bekannt ist, daß man sich bemüht, eine Touristenstrecke in Richtung Kamitzer Platte einzurichten. Das ist jedoch mit ziemlichen Kosten verbunden. Zurzeit stehen noch einige Trams bei der ul. Długa auf dem Gelände von MZK und der Verein Bielskie Towarzystwo Tramwajowe wartet auf Geldmittel vom Städtischen Amt zwecks Überführung der Wagen auf andere Standorte. Das, was wir erfahren konnten ist, daß nach der Renovierung einer der Tramwagen auf den Gustav Josephy Platz überführt werden soll. Das Portal BESKIDIA.PL bemüht sich darum, daß eines der Fahrzeuge dem Zespoł Szkół Technicznych i Handlo-wych als Schaustück und Lehrmittel übergeben wird.

Übers.: April 2010 von Alois Kremsa, Bielitz / Braunschweig

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